Risk- / Moneymanagement

08.06.2009

Etwas länger - aber wichtig!

Eine Aktie, Rohstoff etc. kann, von zwischenzeitlichen Seitwärtsbewegungen abgesehen, bekanntlich nur steigen oder fallen. Die Wahrscheinlichkeit liegt grundsätzlich bei 50:50.

Investieren wir also in einen Wert, z.B. weil sich der Typ im Börsenfernsehen (falls wir uns das überhaupt noch antun) für eine Aktie stark gemacht hat, weil wir einen Tip von einem Kollegen bekommen haben, eine Münze geworfen oder auf unser `Bauchgefühl` gehört haben, so liegt die Wahrscheinlichkeit auf einen Gewinntrade bei 50:50.

A.W. Cohen ermittelte Mitte des vorigen Jahrhunderts die folgende Profitabilität bei Einhaltung der Grundregeln des P&F-Tradings:

Bull-Market-Formations: % of Time Profitable: 84,2 %
Bear-Market-Formations: % of Time Profitable: 86,9 %

Thomas Dorsey kommt auf ähnliche Werte: 83,7 % / 86,9 %.

Auf meiner Website traden-mit-system habe ich vor einem Jahr die Ergebnisse eines Handelsmonats publiziert:
% of Time Profitable: 86,7 %.
(Die Datenbasis besitzt zwar keine statistische Aussagekraft, da es sich um lediglich 15 Trades handelt, gibt allerdings einen Hinweis, dass o.a. Zahlen realistisch sein können.)

Wo liegt somit die Wahrscheinlichkeit, dass unsere nächste Investition ein Gewinntrade sein wird?
Richtig: Bei 50:50.
Nach wie vor.

Zwar haben wir mit dem P&F-Ansatz einen statistischen Vorteil gegenüber einem rein zufällig gewählten Einstieg, aber es gibt KEINE MÖGLICHKEIT zu ermitteln, ob der nächste Trade ein Gewinner oder Verlierer sein wird!
Darüberhinaus müssen wir damit rechnen, dass mehrere Fehltrades hintereinander auftreten können bzw. auch werden.
Somit muss unser Hauptaugenmerk auf die Risikoseite eines Handelsansatzes gelegt werden.
Denn auch wenn 80 von 100 Trades im Plus enden - wenn die anderen 20 oder auch `nur` 10` hintereinander auftreten, könnte dies das Tradingkonto pulverisieren. Bei falschem Moneymangement.

Um das Überleben an den Märkten zu garantieren, bedarf es eigentlich nur der Beantwortung von zwei grundsätzlichen Fragen:

-- Wieviel riskiere ich pro Trade?
-- Wieviel meines Gesamtkapitals riskiere ich?

Bei Auswahl der richtigen Parameter überstand man, selbst bei Fehlpositionierung, die dotcom-Blase ebenso wie den Absturz der Aktienmärkte des letzten Jahres (mit dem P&F-Ansatz profitierte man selbstredend davon).
Man ist weiterhin im Spiel.

Risiko pro Trade:
Ich setze schwerpunktmässig 1% des Gesamtkapitals dem Risiko pro Trade aus.

Beispielrechnung:
Eine Aktie notiert bei 50 €, StopLoss aufgrund des P&F-Charts liegt bei 43 €. Das Risiko liegt also bei 7 € bzw. 14 %.
Angenommen das Depot ist mit 15.000 € ausgestattet, so ergibt sich folgende Rechnung (Spesen, die je nach Institut unterschiedlich ausfallen, ebensowenig berücksichtigt wie Slippage - es geht nur ums Prinzip):

1 % von 15.000 = 150, dividiert durch 7 (StopLoss) ergibt 21,4 Stück.
Es werden also 21 Stück gekauft, wodurch das Konto mit 1.050 € belastet wird.
Um gleich mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufzuräumen:
Investiert werden zwar 1.050 €, also 7 % des Kapitals, aber das Risiko aufgrund des SL liegt dennoch nur bei 1 %.

Ein anderer wesentlicher Vorteil der Reduzierung des Risikos auf ca. 1 % ist, neben der Garantie des finanziellen Überlebens, die geringe emotionale Belastung, falls der Trade sich als Verlierer herausstellt:
1 % Verlust - so what?
Ganz anders als bei Anfängern oder Zockern, die 10 % oder gar noch mehr in einen einzigen Trade investieren und eine entsprechende emotionale Achterbahnfahrt erleben - ganz davon abgesehen, dass der finanzielle Suizid vorprogrammiert ist !

Gesamtkapitalrisiko:
Über die Anzahl der Trades lässt sich das Risiko für das gesamte Tradingkapital sehr leicht steuern:

Will ich beispielsweise maximal 10 % meines Kapitals dem Verlustrisiko aussetzen, habe ich bei 1 % Risk/Trade die Möglichkeit, 10 verschiedene Positionen zu eröffnen.
Sollten alle 10 Trades daneben gehen, hätte ich 10 % Verlust; um diesen auszugleichen, müssen mit dem nun verbliebenen Kapital 11 % erwirtschaftet werden.
Mit P&F problemlos machbar.

Ganz anders als bei Jenen, die während der dotcom-Hysterie, blauäugig und ohne funktionierendes Risikomanagement, neu an die Börse kamen und Verluste von bis zu 80 oder 90 % erlitten, zu deren Ausgleich es eines Gewinnes von 400 bzw. 900 % bedürfte, um ihr ursprüngliches Kapital wiederzuerlangen - aussichtslos.

Grüsse, Peter